REZZO SCHLAUCH

Parl. Staatssekretär a.D.

aus Stuttgarter Zeitung vom 28. September 2006

Rezzo Schlauch kontrolliert Onlinehändler

Ehemaliger Grünen-Politiker wird Aufsichtsratschef bei jungem Leipziger Unternehmen

Nach der Politik zieht es Rezzo Schlauch ins Wirtschaftsleben. Neben seiner Tätigkeit als Anwalt und Beirat soll er über die schnell wachsenden Geschäfte eines Leipziger T-Shirt-Versenders wachen.

Von Roland Pichler, Berlin

Auch in seiner Zeit als Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium zählte das T-Shirt zu seinen bevorzugten Kleidungsstücken. Rezzo Schlauch, früherer Grünen-Politiker und heute wieder als Anwalt tätig, kümmert sich um T-Shirts bald auch beruflich. Er soll Aufsichtsratschef beim Leipziger Onlinehändler Spreadshirt AG werden.

Bei dem Unternehmen mit 230 Mitarbeitern handelt es sich um einen jungen Betrieb, der nach dem jähen Absturz des Neuen Marktes gegründet wurde. Mehr als die Textilproduktion dürfte Schlauch dabei das Geschäftsmodell reizen. Der Onlinehändler ermöglicht es jedem Internetnutzer, einen eigenen Shop im Netz zu eröffnen und Textilprodukte, Tassen oder Taschen mit eigenen Motiven anzubieten.

Schlauch kam durch Zufall zu dem Unternehmen. Der Oberrealo der Grünen lernte den Firmengründer nach eigener Aussage auf einem Fest kennen. Einige Wochen später fragte der Gründer und Vorstandsvorsitzende Lukasz Gadowski an, ob Schlauch den Sitz im Aufsichtsrat übernehmen wolle. Schlauch zögerte nicht lange.
Beeindruckt hat ihn, dass Spreadshirt im Jahr 2002 ohne jeglichen Kapitaleinsatz an den Start ging. Von der Bank gab es damals keine Darlehen und eigene Ersparnissen standen den Existenzgründern nicht zur Verfügung. Die jungen Chefs hätten damals zwar bei Beteiligungsfonds vorgesprochen, doch die senkten bei der Prüfung des Geschäftsmodells den Daumen. "Das bereuen die heute", heißt es aus dem Unternehmen.

Spreadshirt peilt in diesem Jahr immerhin einen Umsatz von 18 Millionen Euro an - im Vergleich zum Vorjahr ist das eine Verdoppelung. Das Konzept ist einfach. Jeder kann in seinem Internetshop etwa Fanartikel oder Designer-T-Shirt mit eigenen Motiven anbieten. Spreadshirt übernimmt die Produktion, das Ausliefern der Ware und die Zahlungsabwicklung. Bereits über 150 000 Shops beliefern die Ostdeutschen, die eine Produktionsstätte bei Leipzig haben. Die meisten Kunden sind Privatleute. Auch in den Vereinigten Staaten, wo diese Geschäftsmodelle auf dem Vormarsch sind, ist Spreadshirt schon aktiv. Das Internet bringe völlig neue Formen von Unternehmen hervor, sagt Schlauch. Darin lägen große Zukunftschancen.

Neben seiner Tätigkeit als Anwalt in einer Münchner Kanzlei ist Schlauch auch Beiratsmitglied bei der Energie Baden-Württemberg. Die Mitarbeit beim Stromkonzern brachte ihm Kritik ein. Er wolle dort seine Meinung als Atomkraftgegner vertreten, verteidigte er sich. Auch in Berlin ist Schlauch noch öfter, er hat dort eine Wohnung. In die Politik mischt er sich aber nicht mehr ein.

 

 

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